Alltag?

Heute habe ich an einem Schreibworkshop der MHMK teilgenommen. Eine unserer Aufgabenstellungen war es, an den U-Bahnhof Mehringdamm zu gehen und Eindrücke zu sammeln. Eine Kurzreportage sollte hinaus kommen. Hier das Resultat:

Mittwoch, 23.02.2011

U-Bahnhof Mehringdamm, Berlin um 16:42 Uhr

In zwei Minuten kommt die U-Bahn. Viele Menschen, die ihren verdienten Feierabend genießen, scheinen es gar nicht abwarten zu können, nach Hause zu kommen.

Doch dann werden sie alle Zeuge eines Vorfalls, den sie so leicht nicht aus ihren Gedächtnis verbannen werden können:

Ein dunkelhaariger Mann, mittleren Alters, springt auf die Gleise und takelt umher. Scheinbar möchte er auf den anderen Bahnsteig gelangen. Noch eine Minute bis zur Bahn. Passanten strecken den Mann ihre Arme entgegen, denn langsam kommt Panik auf. So hat sich niemand den nach Heimweg vorgestellt.

Sie wollen ihm helfen, doch, betrunken wie er ist, möchte er sich nicht helfen lassen. Inzwischen ist die Bahn in Sicht In letzter Sekunde wird der Mann auf den Bahnsteig gezogen.

Konsequenzen, keine... zu viel Aufwand. Der Alltag geht weiter, schließlich wollen die Menschen nach Hause.

Das war das Ergebnis und die Geschichte ist wahr. Wir sollten uns Eindrücke machen und diese bekamen wir auf dem Silbertablett geliefert. Zum Glück ist dem Mann nichts zu gestoßen. Wäre er noch eine Sekunde länger auf den Gleisen geblieben, so wäre er nicht mehr da gewesen und... ich hätte ein Trauma erlitten. Schon komisch, wie man so unerwartet, mitkriegt, wie ein Mensch was von der U-Bahn überrollt wird...
Eine Sache frag ich mich nur. Warum durfte der Mann mit der U-Bahn wegfahren? Der Waggon wurde zwar angehalten und die Polizei sollte eigentlich gerufen werden, aber dem Schaffner war es dann doch zu viel Arbeit, der Verkehr muss weitergehen. Ist das gerechtfertigt? 

 Sia - Breathe me