Buchrezension „Ich. darf. nicht. schlafen.“ von S.J. Watson
Christine Lucas leidet an einer speziellen Form von Amnesie.
Jegliche Art von Erinnerung verschwindet, sobald sie schlafen geht. Jeden
Morgen wacht sie neben einem fremden Mann in einem ihr unbekannten Bett auf.
Der Mann, Ben, stellt sich als ihr Ehemann vor und erklärt ihr, dass sie ihr
Gedächtnis vor vielen Jahren bei einem Autounfall verloren habe. Tag für Tag klärt
er sie erneut über ihre Person auf.
Jedes Mal wenn Ben zur Arbeit geht, ruft sie ein Mann an,
der ihr erklärt, er sei Neurologe und sie würde seit einigen Wochen eine
Therapie bei ihm vollziehen. So vereinbaren sie ein Treffen, wo dieser ihr ein geheimnisvolles
Tagebuch überreicht. Seiner Aussage nach sei das Tagebuch ein Teil der
Therapie, welches sie über die letzten Wochen hinweg geführt habe.
So liest Christine die Geschichte ihres Lebens und fügt
jeden Tag neue Erfahrungen hinzu. Manches davon ist positiv, einiges hingegen
traurig oder gar beunruhigend. Außerdem ist ihr das Tagebuch eine Stütze, da es
ihr gelegentlich hilft neue Erinnerungen wach zu rufen.
Doch nun bemerkt Christine Widersprüche in den Erzählungen
der Menschen, die in ihrem Leben eine Rolle spielen. Täglich muss sie sich erneut
die Frage stellen, wem sie vertrauen kann und wem nicht…
Der Leser erfährt
immer nur genau so viel, wie Christine niederschreibt und so gestaltet S.J. Watson den Handlungsverlauf auf eine
ungewohnte, aber gute Weise. Denn tatsächlich ist „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.”
kein gewöhnlicher Thriller, sondern in seiner Art einzigartig. Manch einen
Leser mag es irritieren, dass sich einige Gegebenheiten wiederholen, aber das
ist nun mal die Art, wie es Christine als Protagonisten erlebt. Die Tage
erscheinen wie Bruchstücke und die neuen Erinnerungen, die sich bei Christine
bilden, müssen auch erst einmal vom Leser verarbeitet werden. Die Erwartungen
des Lesers werden durch die stetigen Veränderungen neu beeinflusst. Obwohl die
Handlung dadurch etwas langatmig gerät, kann ich das Buch nur wärmstens
empfehlen, da es dennoch spannend gestaltet ist und sehr zum Nachdenken über
sich und seine Mitmenschen anregt.